Angst, Depression, Trauer… kann ich jemals wieder glücklich sein? Ich wache auf und das erste was ich mache ist weinen, verzweifeln, das Gefühl haben nie mehr glücklich zu sein. Ja es ist leider wahr, aktuell weiß ich gar nichts mit mir anzufangen. Die Tränen fließen ununterbrochen meine Wangen runter und zeigen mir, dass ich im Moment in einem Loch stecke. Seit ungefähr einer Woche bin ich durchgehend traurig. Ich heule bei jeder Kleinigkeit los und mein Kopf platzt beinahe vor lauter negativer Gedanken. Ich habe absolut keine Ahnung im Moment wie ich da wieder raus komme. Es klingt schrecklich ich weiß, aber im Moment fühle ich nichts anderes als Trauer in mir. Mein Geburtstag sollte endlich wieder Licht ans Ende des Tunnels bringen, doch anstelle von Licht, kam noch mehr an Trauer hinzu. Ich lasse mich fallen, in eine Welt wo es kein Glück gibt. Ich lasse mich fallen, in eine Welt wo niemand lacht. Ich sehe nur die Menschen, die einfach ihr Leben genießen können und glücklich sind. Die jeden Tag etwas zu tun haben und denen es gut geht. Dann sehe ich mich… Ein dünnes, kraftloses Mädchen, dass weder isst noch trinkt. Ein Mädchen, dass mit Augenringen den Weg zur Toilette schafft und wieder zurück in ihr Bett. Jeder will mir helfen, alle sagen mir es geht vorbei, doch wie lange halte ich das überhaupt noch durch? Das ganze Gerede, du hast so viel schon geschafft, du bist so stark, du kannst das! Ich kann es nicht mehr hören. ICH KANN NICHT MEHR! Ich weiß, man kann es sich nicht aussuchen, wie man sich fühlt und alles. Manchmal überkommen einen Gedanken, da weiß man nicht mit umzugehen. Die Menschen die mir helfen, daraus zu kommen, sind die besten. Auch wenn ich es im Moment nicht sehe, dieses kleine Licht am Ende des Tunnels und ich dieses ganze Gerede eigentlich nicht hören will, ihr habt doch Recht! Es ist irgendwo ein Licht, irgendwo da draußen, welches mir hilft wieder ein glückliches Leben führen zu können. Bitte, lass mich einfach wieder lachen und leben. Ich will aus dieser schlimmen Phase raus! Doch wie? Mir wurde durch die Krankheit fast alles genommen, was mich ausmacht. Mein ganzes Leben ist ein anderes. Ich versuche an Dinge zu denken, die mich glücklich machen, doch ich spüre dieses Gefühl von glücklich sein einfach nicht. Ich denke an meine Zukunft, an mein Abitur, sehe den riesen Berg vor mir und weiß kein Stück, wie ich diesen besteigen soll. Nichts. Ich spüre einfach gar nichts, außer dieser Trauer die mich überfällt und mich in Selbstmitleid versinken lässt. Mein Bauch tut weh, mein Appetit ist bei null. Mir ist übel und ich zittere am ganzen Körper. Ich will einfach nur schlafen und aufwachen, mit Lebensmut und schönen Gefühlen. Doch wenn ich meine Augen schließe, sehe ich nur negative Gedanken. Wenn ich irgendwann aufwache, tut mir mein Bauch weh und ein unangenehmes Gefühl weitet sich erneut in mir aus. Wie so oft frage ich mich, wie Leute es schaffen. Wie kommt man da wieder raus? Ich versuche mir die ganze Zeit vor Augen zu führen, wie ich da wieder rausgekommen bin. Es ist schließlich nicht das erste Mal, dass ich so am Boden bin und nicht weiter weiß. Diese ganze Bewunderung und der Respekt, wie stark ich doch bin. Bin ich das wirklich? Jetzt fühle ich mich wie der schwächste Mensch auf Erden, der nichts schaffen kann. Ich stecke gerade in einer so schlimmen Phase, dabei sollte es mir doch eigentlich gut gehen. Ich soll mich erholen und Kraft tanken, für den nächsten Chemoblock, doch stattdessen werde ich noch schwächer, noch zerbrechlicher und noch unmotivierter.
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Hallo zusammen! Mein Name ist Franzi, ich bin 24 Jahre alt und die große Schwester von Elisa. Gemeinsam mit meinem Freund Jonas und unseren zwei Katzen wohne ich in einer wunderschönen Wohnung in unserer Heimatstadt. Um das Glück perfekt zu machen, erwarten wir im Januar 2018 unser erstes Kind. So glücklich wie ich momentan bin, war ich nicht immer. Elisas Diagnose hat mein Leben komplett auf den Kopf gestellt, noch nie habe ich mich so hilflos gefühlt. In dieser Zeit, insbesondere in der Anfangszeit, in der Elisa selber nichts mitbekommen hat, hat es hat mir geholfen, eine Art Tagebuch für sie zu schreiben. Warum ich davon schreibe, dass sie zu Anfang nichts mitbekommen hat, erfahrt ihr in meinem ersten Eintrag für sie. Donnerstag, 06.10.2016 Heute ist der 06.10.2016, ein Donnerstag. Nicht irgendein Donnerstag, sondern der Donnerstag, an dem die Ärzte sich dazu entschieden haben, dich nach der Operation weiter schlafen zu lassen. Als ich heute Morgen aufgewacht bin, warst du mein erster Gedanke. Sofort sind mir die Tränen in die Augen geschossen und ich musste weinen. Dann habe ich versucht, mich abzulenken: Wie eine Irre habe ich Wäsche gewaschen, die Küche geputzt und das Bad geschrubbt. Dann kam endlich Birte, die Schwester meines Freundes. Heute durfte ich nämlich auf Lotte, mein Patenkind, aufpassen. Die zwei Stunden zwischen dem Aufwachen und dem Ankommen von Birte kamen mir wie eine Ewigkeit vor. Dann habe ich Birte alles erzählt – von A bis Z – musste wieder weinen und habe erneut versucht, mich zu fangen. Gerade als ich dann mit Lotte loswollte und Birte gefahren ist, hast du geschrieben, dass du doch schon heute Morgen und nicht erst heute Nachmittag operiert wirst. Keiner von uns war in diesem Augenblick bei dir, ich habe mich schrecklich gefühlt. Ich bin dann mit Lotte zu meiner besten Freundin gelaufen. Natürlich hat sie sofort gemerkt, dass etwas nicht stimmt. Also habe ich wieder alles erzählt. Dieses Mal musste ich nicht weinen. Es ging einfach nicht. Ich habe mich gefühlt wie ein Eisklotz, da ich doch sonst bei jeder Kleinigkeit anfange zu weinen. Elena musste dann wieder arbeiten, also bin ich zu Mama gelaufen. Oma kam dann auch zu Mama und wollte wissen, wie es dir geht. Du musst wissen, dass wir niemanden beunruhigen wollten. Niemandem wollten wir erzählen, dass du möglicherweise diese Krankheit hast – nicht einmal vor uns wollten wir es aussprechen. Doch Oma kennt Mama, ihre Tochter, natürlich sehr gut und Mama konnte ihre Tränen nicht mehr unterdrücken. Sie hat Oma erzählt, dass du heute operiert wirst und dir ein Lymphknoten entnommen wird, der dann untersucht werden soll. Das böse Wort ist aber nicht einmal gefallen. Oma ist dann wieder gegangen und Mama ist zu dir nach Münster gefahren. Ich bin dann weiter zu unseren anderen Großeltern, um mich abzulenken. Oma und Opa wollten natürlich auch wissen, wie es dir geht und ob es etwas Neues gibt. Ja, das gibt es – meine kleine Schwester hat wahrscheinlich Krebs, habe ich gedacht. „Nein, man weiß nichts Genaues.“, antwortete ich. Ich habe mich schlecht dabei gefühlt, aber ich wollte Oma und Opa einfach nicht beunruhigen, bevor wir keine endgültigen Ergebnisse haben. Als ich dann wieder Zuhause war, öffnete ich WhatsApp. Drei Stunden waren mittlerweile seit deiner letzten Nachricht vergangen, was mich sehr verunsichert hat, denn eine Operation bei Bewusstsein, ohne Narkose, kann doch nicht so lange dauern? Wenige Minuten später schrieb Mama uns, dass du im Aufwachraum bist. Im Aufwachraum? Du bist doch wach? – Nein, du wurdest für die Operation doch in Vollnarkose gelegt. Mehr wusste Mama in diesem Moment auch nicht. Dann die nächste Nachricht von Mama – du liegst auf der Intensivstation. Die Ärzte konnten dich nicht exthubieren, weil dein Körper so angeschwollen war. Hätten sie das Beatmungsgerät herausgezogen, wärst du mit hoher Wahrscheinlichkeit erstickt. Also haben sich die Ärzte dazu entschieden, dich schlafen zu legen, damit du dich erholen kannst. Du bekommst Medikamente, die dafür sorgen sollen, dass alles wieder abschwillt und du wieder alleine atmen kannst. Ich habe dann wieder versucht, mich abzulenken – wollte dir in der Stadt eine Kleinigkeit kaufen. Aber irgendwann musste ich schließlich wieder nach Hause. Jetzt sitze ich hier im Wohnzimmer auf dem Sofa, wo auch du vor ein paar Tagen noch saßt – noch völlig ahnungslos von dem, was in den nächsten Tagen, Wochen und Monaten auf uns, und vor allem auf dich, zukommen wird. Jonas schreibt seinem Chef, dass er morgen von Zuhause aus arbeiten möchte, um bei mir sein zu können, denn meine kleine Schwester liegt im Koma. Ein Wort, das wir beide doch sonst nur aus Greys Anatomy kennen. Und jetzt sollst DU im Koma liegen? Mama ist mittlerweile wieder Zuhause, morgen früh fährt sie wieder zu dir, um da zu sein, wenn die Ärzte dich aufwecken. Ich weiß noch nicht, ob ich mitkommen soll. Ich glaube, ich möchte nicht sehen, wie du schläfst. Aber am Samstag werde ich dann bei dir sein, um dich in die Arme zu schließen. Zuletzt online um 10.07 Uhr steht noch immer auf meinem Handydisplay, wenn ich unseren Chat öffne. Ein merkwürdiges Gefühl. Ich werde jetzt ins Bett gehen und wieder für dich beten. Bitte wach ganz schnell wieder auf, mein kleiner Schatz! 5. Oktober 2016: Mein Tag beginnt um circa 7:30 Uhr und nach nahezu zwei Stunden Schlaf werden meine Zimmernachbarin und ich von der zuständigen Schwester geweckt. Anscheinend ist es Routine, dass man kurz vor dem Frühstück geweckt wird, um Blut zu entnehmen und die Vitalfunktionen zu messen. Die Schwester macht einen sehr freundlichen und ruhigen Eindruck, misst meine Körpertemperatur und meinen Blutdruck und nimmt mir Blut ab. Dann fragt sie mich noch nach Schmerzen, die man immer auf einer Skala von 1-10 einordnen muss und wie ich mich allgemein fühle. Anschließend gehe ich auf die Waage, um mein aktuelles Gewicht zu erfassen: 56,2 Kilogramm - ein für mich wohlfühlendes Gewicht, denn ich war schon immer eine eher zierliche und sportliche Person. Nach mir ist dann meine Zimmernachbarin an der Reihe und ich bin sichtlich verwirrt, dass bei ihr das Blut nicht aus den Armen abgenommen wird, sondern über ein System, das unter dem Schlüsselbein auf der rechten Seite liegt. Kurze Zeit später ist auch schon meine Mama bei mir. Sogar meine Schwester Franzi ist mitgekommen und das, obwohl sie in jedem Krankenhaus aus den Latschen kippt. Nachdem Mama mir dann erzählt, dass Franzi erst einmal ein eigenes Bett bekommen hat, da ihr Kreislauf mal wieder streikt, werde ich auch schon von einem Patiententransport abgeholt. Auch meine Mama fährt mit, um an meiner Seite zu sein. Der Transport bringt mich nun in die chirurgische Klinik, um mich dort darüber aufzuklären, was in der kommenden Zeit geschehen wird. Eine Biopsie soll durchgeführt werden. Dazu möchten mir die Ärzte an meinem Hals einen Lymphknoten entnehmen und anschließend untersuchen. Der Chirurg sagt mir, dass man dadurch herausfinden kann, ob ich an irgendeiner Krebsart erkrankt bin. In diesem Moment muss mein Blick wohl so ausgesehen haben, als wäre ich von einem Auto überfahren worden. Ich denke, ihr könnt verstehen, dass man als eigentlich gesunder Mensch niemals selber eine solch schlimme Krankheit, wie Krebs, vermuten würde. Mir schießen so viele Gedanken in den Kopf: Ich weiß nicht ob ich Krebs habe, aber was ist, wenn dies wirklich der Fall ist? Was ist mit meinem Abitur? Wie stehen meine Chancen? Wie geht es weiter? Werde ich sterben? Ich denke an das Mädchen auf meinem Zimmer, welches eine Glatze hat und sehr schwach aussieht. Werde ich genauso sein? Wird es mir genauso ergehen? In diesem Moment weiß ich nur, dass egal was kommt, meine Familie für mich da sein wird und ich die größte Unterstützung haben werde. Auch rückblickend kann ich dies bestätigen – die Familie ist das Wichtigste auf der Welt und der Rückhalt, den einem die Familie gibt, hilft unbeschreiblich viel! Zurück zum Gespräch: Zur Aufklärung gehört alles Mögliche, wie zum Beispiel die Aufklärung über Narkosearten, mögliche Komplikationen, Nebenwirkungen usw. Zunächst werde ich über die Biopsie aufgeklärt - an meiner linken Halsseite soll ein etwa sieben Zentimeter großer Schnitt gemacht werden, um einen Lymphknoten zu entnehmen. Vorher wird mit einem Ultraschall ein Lymphknoten ausgewählt und markiert. Dies soll alles in Lokalanästhesie geschehen - ich soll also wach sein, während Menschen direkt an meinem Hals „rumschnibbeln". Ich muss schlucken, denn ich wurde bis zu diesem Augenblick eigentlich noch nie operiert. Natürlich habe ich eine große Angst vor dieser Operation, doch noch viel mehr vor den Ergebnissen der Biopsie. Ich versuche immer noch meine Gedanken zu sortieren und mich davon zu überzeugen, dass dies bestimmt ein Routine-Eingriff ist. In diesem Augenblick erinnere ich mich auch an die vorherige Nacht, wo die Krankenschwester in der Notaufnahme zu mir sagte, dass ich mein Lächeln niemals verlieren darf, egal wie hart es wird. In dem Moment wusste ich gar nicht, was genau sie meint und dachte auch nicht weiter darüber nach. Doch im Nachhinein weiß ich nun, warum die Schwester dies zu mir sagte. Nach dem Gespräch mit den Chirurgen werde ich zusammen mit meiner Mama zu meiner Station zurückgebracht, wo auch meine Schwester schon auf uns wartet. Sie hat ein Gesellschaftsspiel aufgebaut, um mich abzulenken. Wir spielen eine Runde und ich kann für einen Augenblick meine Angst vergessen. Kurze Zeit später kommt ein sehr netter Anästhesist zu uns. Dieser klärt mich nun über meine Narkose auf. Auch er sagt, ich soll auf keinen Fall in Vollnarkose operiert werden, da man nicht sagen kann, inwiefern die Schwellungen meines Brustkorbes meine Atmung einschränken. Nach einigen Unterschriften willige ich also für meine Operation am nächsten Tag ein, bei der ich wach sein werde - um 15:00 Uhr soll es morgen, am 06.10.2016, losgehen. Meinen engsten Freundinnen und meinem Freund schreibe ich noch kurz, wie es weitergeht und äußere auch, dass es sein kann, dass ich an Krebs erkrankt bin. Alle sind natürlich sichtlich geschockt, aber sagen mir, dass ich so stark bin und dass ich diese Krankheit niemals habe. Abends fahren meine Mama und meine Schwester dann wieder nach Hause. Zum Abschied sagt mir Franzi noch, dass ich keine Angst haben soll und dass ich ein so starkes Mädchen bin. Auch meine Mama versucht mir Mut zuzusprechen und sagt mir, dass ich jederzeit anrufen kann und jetzt erstmal schlafen soll. Sie ist dann morgen so früh wie möglich wieder bei mir, um mich vor der Operation noch einmal zu drücken! Mein Papa und mein Bruder Mathis kommen ein paar Minuten später auch noch zu mir ins Krankenhaus. Die beiden haben mir aus meiner Heimat meinen Lieblingsdöner mitgebracht, den ich aber leider nicht wirklich runterbekomme. Nach kurzer Zeit schlafe ich ein und die beiden fahren wieder nach Hause. Die Nacht vergeht sehr langsam und ich habe sehr viel Probleme beim Schlafen, denn die große Angst vor morgen schleicht sich immer wieder in meine Gedanken. Fortsetzung folgt… Es ist 6.30 Uhr und ich werde vom Klingeln meines Weckers wach. Wie fast jeden Morgen drücke ich den Schlummermodus meines Handys und denke mir nur: Ich will nicht aufstehen und zur Schule. Ich behaupte einfach mal, dass dies ganz normale Gedanken einer 17-Jährigen sind. Ich überlege, welcher Tag heute ist - es ist Freitag: Doppelstunde Politik/Wirtschaft, Doppelstunde Religion, zwei Freistunden und zwei Stunden Biologie, eigentlich einer meiner Lieblingstage. Hustend und schlapp begebe ich mich also ins Bad und mache mich für die Schule fertig, ich schreibe meinem Freund noch kurz eine Nachricht und fahre los. Noch viermal schlafen und ich darf endlich alleine mit dem Auto zur Schule fahren, denn der 20. September steht vor der Tür. Endlich 18, endlich alleine Auto fahren und auf Partys ab 18! Nachdem ich die vorherigen Tage mühsam verbrachte, wurde meine seit Juli andauernde Erkältung immer schlimmer. „Na super, wieder Antibiotikum und der ganze Quatsch.“, sage ich genervt zu meinem Freund Yale. „Fang damit doch erst morgen an, sonst kannst du heute Abend nicht trinken.“, antwortet er. Und nun ist es auch schon soweit: 23:59 Uhr - okay, gleich bin ich 18. Anstatt mich darauf zu freuen, denke ich bloß: Ich muss nur ein bisschen trinken und morgen noch einmal zur Schule gehen, dann ist endlich Wochenende. Am nächsten Tag, an meinem 18. Geburtstag, fahre ich in meiner Freistunde nach Hause. Ich komme wieder komplett verschwitzt und außer Atmen Zuhause an. Ich esse schnell etwas und fahre danach mit dem Auto zur Schule. Nach der Schule fahre ich dann noch schnell zu meinem Freund, welcher mit 18 roten Rosen und einem strahlenden Lächeln vor seinem Haus auf mich wartet. Den Geburtstag bringe ich völlig fertig hinter mich. Trotz sehr vieler Arztbesuche und Medikamente werde ich diese Erkältung einfach nicht mehr los. Da ich ein sehr sportlicher Mensch bin, denke ich nicht weiter drüber nach - ich meine, jeder kennt das doch mit diesen Erkältungen, man verschleppt sie eben leicht. Also sollte ich in Zukunft vielleicht etwas kürzer treten, um mich von der Erkältung zu erholen. Das heißt für mich: Mein Sportabi und Fußball erstmal auf Eis legen. Allerdings wird die Erkältung auch dadurch kein bisschen besser. Vielleicht sollte ich erwähnen, dass ich eigentlich 2017 mein Abitur absolvieren wollte. Ich habe bis dato ein glückliches Leben geführt und es war eigentlich alles in Ordnung. Wenige Tage nach meinem Geburtstag, vom 24.09.2016 bis zum 29.09.2016, geht es dann auf Seminarfahrt nach Wien und das Wochenende darauf verbringe ich mit meinem Freund in der Wohnung meiner Schwester. In Wien ist auch alles soweit in Ordnung, bis auf die letzten zwei Tage, an denen zum Nachtschweiß noch viele blauen Flecken unter meiner Brust hinzukommen. Wien ist eine super schöne Stadt, die ich gemeinsam mit meinen besten Freunden erkunden konnte. Somit war eigentlich alles gut und verlief normal - wie bereits gesagt: bis auf, dass ich zusätzlich totale Hitzewellen bekam und mein Gesicht und Dekolleté die letzten zwei Tage derartig angeschwollen waren, dass ich mich selbst fragte, wieso ich plötzlich so viel zunehme. Ich habe mir dabei nichts Schlimmes gedacht, ich war in der letzten Zeit schließlich oft genug bei verschiedenen Ärzten und wenn diese mir sagen, es sei alles normal, wird das auch so sein. Wie gesagt, darauf das Wochenende befinde ich mich dann in der Wohnung meiner Schwester. Franzi wohnt gemeinsam mit ihrem Freund Jonas zusammen. Da die beiden in den Urlaub fahren wollten und ihre beiden Katzen nicht alleine bleiben sollten, freuen Yale und ich uns, ein gemeinsames Wochenende dort verbringen zu können. Mir geht es zwar immer noch nicht viel besser, aber das geht bestimmt wohl irgendwie. Ich erinnere mich noch genau daran, dass meine Schwester meinte, dass ich echt nicht gut aussehe und bloß auf mich aufpassen soll. Doch was sollte ich machen? Ich nahm ständig Medikamente, doch es wurde ja einfach nicht besser. „Mir geht es gut, ehrlich.“, wiederholte ich die ganze Zeit. Im Nachhinein frage ich mich auch, wieso ich das Ganze nicht noch ernster genommen habe und nicht noch einmal zum Arzt gegangen bin. Ich denke, jeder von euch kennt es: Man rennt nicht direkt wegen jeder Kleinigkeit zum Arzt. „Yale wach bitte auf, ich bekomme so schlecht Luft!“, wiederhole ich immer wieder panisch. „Yale, Yale.“, versuche ich ihn wach zu rütteln, keine Reaktion. Aus purer Angst heraus schreibe ich meiner Mama. Doch natürlich ist Mama am schlafen und guckt erst am nächsten Morgen auf ihr Handy. Ich bekomme immer schlechter Luft und unterhalb meiner Brust bilden sich immer mehr blaue Schnürungen. Schlafen ist so gut wie unmöglich, denn entweder wache ich schweißgebadet auf oder ich ringe nach Luft und habe das Gefühl zu ersticken. Und dann steht auch noch ein Fußballspiel an. Ich hole meine Freundin ab und wir fahren zum Treffen des Spiels, wo ich erstmal wieder nur weine, weil ich mich derartig schlecht fühle - ich habe dann auch nicht mitgespielt, sondern nur zugeguckt. Als meine Schwester dann wieder aus dem Urlaub zurück ist, machen meine Mutter und ich uns am 04.10.2016 auf den Weg ins Krankenhaus, wo eine Ärztin kurz einen Blick auf mich werfen sollte. Es wird auf die allergische Schiene getippt und ich soll es weiter mit Cortison probieren. In der Zwischenzeit hat meine Mutter es doch tatsächlich geschafft, einen Termin bei einem Internisten zu erhalten, jedoch erst für den 07.10.2016 – alle anderen Ärzte hätten mir den Termin noch viel später gegeben. Wieso auch immer sind meine Mama und ich dann noch zum HNO-Arzt gefahren - in der Hoffnung, dass dieser mich um 17:30 Uhr noch kurz angucken kann. Nach einer Diskussion mit den Sprechstundenhilfen kommt der HNO-Arzt und nimmt sich die Zeit, um mich zu untersuchen. Nach gerade einmal fünf Minuten heißt es plötzlich: „Frau Buscher, packen Sie Klamotten ein und begeben Sie sich auf direkten Wege nach Münster. Ich werde Sie dort als Notfall anmelden!" Mir schießen unendlich viele Fragen durch den Kopf: Wieso nach Münster? Hat das nicht noch Zeit bis morgen, es ist doch schon so spät? Wieso als Notfall? Was ist denn mit mir? Naja, lange Zeit zum Nachdenken habe ich nun erstmal nicht. Ich fahre erst zu meiner Schwester, um meine Schlafsachen zu holen, fahre dann nach Hause, um noch frische Kleidung einzupacken und dann geht es um 21:00 Uhr los in Richtung Münster. Nach sehr langer Fahrt- und Wartezeit in der HNO-Klinik geht es in die Klinik für Herz und Kreislauf, auch hier müssen wir ewig lange warten. Inzwischen ist es lange nach 00:00 Uhr und ich gehe nochmal die Überweisung, die der HNO-Arzt mir geschrieben hatte, durch. Lymphom stand drauf - was könnte das sein? Ich google und bin sichtlich geschockt, als dort etwas von Krebs steht. Aber ihr wisst sicherlich auch, wenn man irgendwelche Dinge bei Google eingibt, steht dort meistens, dass man am nächsten Tag direkt stirbt. Ich übertreibe hier ein wenig, aber ich denke, ihr wisst, wie ich das meine. Ich versuche mir das Ganze schön zu reden: Ich bin so ein junger und gesunder Mensch, ich habe niemals im Leben Krebs. Nach sehr vielen Untersuchungen wird schließlich ein Pleuraerguss entdeckt. Dieser muss sofort punktiert werden und es kommen beinahe drei Liter Flüssigkeit heraus. Inzwischen ist es schon 5:00 Uhr nachts und ich werde der Onkologie und Hämatologie zugewiesen. Da liege ich nun nach einem so anstrengenden Tag auf einem Zimmer mit einem jungen Mädchen, das Krebs hat. Das einzige was ich noch denken konnte, war, dass sie hoffentlich bald gesund ist, denn so jung zu sein und Krebs zu haben, das muss schrecklich sein. Schließlich fährt meine Mama dann noch um 5:00 Uhr den ganzen Weg nach Hause, nur um kurz schlafen zu können. Fortsetzung folgt… |
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Dezember 2018
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