Hallo zusammen! Mein Name ist Franzi, ich bin 24 Jahre alt und die große Schwester von Elisa. Gemeinsam mit meinem Freund Jonas und unseren zwei Katzen wohne ich in einer wunderschönen Wohnung in unserer Heimatstadt. Um das Glück perfekt zu machen, erwarten wir im Januar 2018 unser erstes Kind. So glücklich wie ich momentan bin, war ich nicht immer. Elisas Diagnose hat mein Leben komplett auf den Kopf gestellt, noch nie habe ich mich so hilflos gefühlt. In dieser Zeit, insbesondere in der Anfangszeit, in der Elisa selber nichts mitbekommen hat, hat es hat mir geholfen, eine Art Tagebuch für sie zu schreiben. Warum ich davon schreibe, dass sie zu Anfang nichts mitbekommen hat, erfahrt ihr in meinem ersten Eintrag für sie. Donnerstag, 06.10.2016 Heute ist der 06.10.2016, ein Donnerstag. Nicht irgendein Donnerstag, sondern der Donnerstag, an dem die Ärzte sich dazu entschieden haben, dich nach der Operation weiter schlafen zu lassen. Als ich heute Morgen aufgewacht bin, warst du mein erster Gedanke. Sofort sind mir die Tränen in die Augen geschossen und ich musste weinen. Dann habe ich versucht, mich abzulenken: Wie eine Irre habe ich Wäsche gewaschen, die Küche geputzt und das Bad geschrubbt. Dann kam endlich Birte, die Schwester meines Freundes. Heute durfte ich nämlich auf Lotte, mein Patenkind, aufpassen. Die zwei Stunden zwischen dem Aufwachen und dem Ankommen von Birte kamen mir wie eine Ewigkeit vor. Dann habe ich Birte alles erzählt – von A bis Z – musste wieder weinen und habe erneut versucht, mich zu fangen. Gerade als ich dann mit Lotte loswollte und Birte gefahren ist, hast du geschrieben, dass du doch schon heute Morgen und nicht erst heute Nachmittag operiert wirst. Keiner von uns war in diesem Augenblick bei dir, ich habe mich schrecklich gefühlt. Ich bin dann mit Lotte zu meiner besten Freundin gelaufen. Natürlich hat sie sofort gemerkt, dass etwas nicht stimmt. Also habe ich wieder alles erzählt. Dieses Mal musste ich nicht weinen. Es ging einfach nicht. Ich habe mich gefühlt wie ein Eisklotz, da ich doch sonst bei jeder Kleinigkeit anfange zu weinen. Elena musste dann wieder arbeiten, also bin ich zu Mama gelaufen. Oma kam dann auch zu Mama und wollte wissen, wie es dir geht. Du musst wissen, dass wir niemanden beunruhigen wollten. Niemandem wollten wir erzählen, dass du möglicherweise diese Krankheit hast – nicht einmal vor uns wollten wir es aussprechen. Doch Oma kennt Mama, ihre Tochter, natürlich sehr gut und Mama konnte ihre Tränen nicht mehr unterdrücken. Sie hat Oma erzählt, dass du heute operiert wirst und dir ein Lymphknoten entnommen wird, der dann untersucht werden soll. Das böse Wort ist aber nicht einmal gefallen. Oma ist dann wieder gegangen und Mama ist zu dir nach Münster gefahren. Ich bin dann weiter zu unseren anderen Großeltern, um mich abzulenken. Oma und Opa wollten natürlich auch wissen, wie es dir geht und ob es etwas Neues gibt. Ja, das gibt es – meine kleine Schwester hat wahrscheinlich Krebs, habe ich gedacht. „Nein, man weiß nichts Genaues.“, antwortete ich. Ich habe mich schlecht dabei gefühlt, aber ich wollte Oma und Opa einfach nicht beunruhigen, bevor wir keine endgültigen Ergebnisse haben. Als ich dann wieder Zuhause war, öffnete ich WhatsApp. Drei Stunden waren mittlerweile seit deiner letzten Nachricht vergangen, was mich sehr verunsichert hat, denn eine Operation bei Bewusstsein, ohne Narkose, kann doch nicht so lange dauern? Wenige Minuten später schrieb Mama uns, dass du im Aufwachraum bist. Im Aufwachraum? Du bist doch wach? – Nein, du wurdest für die Operation doch in Vollnarkose gelegt. Mehr wusste Mama in diesem Moment auch nicht. Dann die nächste Nachricht von Mama – du liegst auf der Intensivstation. Die Ärzte konnten dich nicht exthubieren, weil dein Körper so angeschwollen war. Hätten sie das Beatmungsgerät herausgezogen, wärst du mit hoher Wahrscheinlichkeit erstickt. Also haben sich die Ärzte dazu entschieden, dich schlafen zu legen, damit du dich erholen kannst. Du bekommst Medikamente, die dafür sorgen sollen, dass alles wieder abschwillt und du wieder alleine atmen kannst. Ich habe dann wieder versucht, mich abzulenken – wollte dir in der Stadt eine Kleinigkeit kaufen. Aber irgendwann musste ich schließlich wieder nach Hause. Jetzt sitze ich hier im Wohnzimmer auf dem Sofa, wo auch du vor ein paar Tagen noch saßt – noch völlig ahnungslos von dem, was in den nächsten Tagen, Wochen und Monaten auf uns, und vor allem auf dich, zukommen wird. Jonas schreibt seinem Chef, dass er morgen von Zuhause aus arbeiten möchte, um bei mir sein zu können, denn meine kleine Schwester liegt im Koma. Ein Wort, das wir beide doch sonst nur aus Greys Anatomy kennen. Und jetzt sollst DU im Koma liegen? Mama ist mittlerweile wieder Zuhause, morgen früh fährt sie wieder zu dir, um da zu sein, wenn die Ärzte dich aufwecken. Ich weiß noch nicht, ob ich mitkommen soll. Ich glaube, ich möchte nicht sehen, wie du schläfst. Aber am Samstag werde ich dann bei dir sein, um dich in die Arme zu schließen. Zuletzt online um 10.07 Uhr steht noch immer auf meinem Handydisplay, wenn ich unseren Chat öffne. Ein merkwürdiges Gefühl. Ich werde jetzt ins Bett gehen und wieder für dich beten. Bitte wach ganz schnell wieder auf, mein kleiner Schatz!
10 Kommentare
Sandra Schultjan
9/14/2017 02:02:34 pm
Sehr berührend - schön das auch Deine Schwester schreibt ... bin gespannt auf den nächsten Eintrag!
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Manuela
9/14/2017 02:23:47 pm
Gänsehaut...
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Melissa
9/14/2017 03:06:49 pm
So berührend ❤️ Ich habe Gänsehaut und Tränen in den Augen 👀. Ich denke an euch
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Sarah
9/14/2017 03:18:02 pm
Ich muss bei jedem neuen Eintrag weinen, wenn ich den lese aber ich lese deinen Blog gerne. Finde es schön, dass deine Schwester auch schreibt!😢😊
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Susanne Zeitner
9/14/2017 03:43:57 pm
Gänsehaut und Tränen beim Lesen...wir haben es ja hautnah miterlebt!
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Julia
9/14/2017 04:11:32 pm
Der Eintrag ist wirklich schön geschrieben.. Hab einen Kloß im Hals. Ich lese die Beträge so gerne und verfolge deine Geschichte auf Instagram!
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Pia
9/15/2017 09:00:26 pm
Mir kamen echt die Tränen. Trotz des schlimmen Inhalt total schön geschrieben. Einfach so irreal, bin gespannt auf die Fortsetzung
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Mareen
9/20/2017 11:28:20 pm
Oh Franzi,Elisa
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Annika
10/9/2017 03:29:15 pm
Gänsehaut pur😭 bleib stark Elisa, von Herzen❤️ alles Gute an Dich✨
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Katrin
11/2/2017 03:39:21 pm
Ich verfolge deine Geschichte die ganze Zeit. Immer wenn ich etwas lese von dir oder wie hier von deiner Schwester habe ich Tränen in den Augen. Ich wünsche dir weiterhin ganz viel Kraft und alles Gute.
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EnjoyMit Liebe, teilweise auch Tränen & viel Mühe sind all meine Texte verfasst worden ! Archiv
Dezember 2018
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