5. Oktober 2016: Mein Tag beginnt um circa 7:30 Uhr und nach nahezu zwei Stunden Schlaf werden meine Zimmernachbarin und ich von der zuständigen Schwester geweckt. Anscheinend ist es Routine, dass man kurz vor dem Frühstück geweckt wird, um Blut zu entnehmen und die Vitalfunktionen zu messen. Die Schwester macht einen sehr freundlichen und ruhigen Eindruck, misst meine Körpertemperatur und meinen Blutdruck und nimmt mir Blut ab. Dann fragt sie mich noch nach Schmerzen, die man immer auf einer Skala von 1-10 einordnen muss und wie ich mich allgemein fühle. Anschließend gehe ich auf die Waage, um mein aktuelles Gewicht zu erfassen: 56,2 Kilogramm - ein für mich wohlfühlendes Gewicht, denn ich war schon immer eine eher zierliche und sportliche Person. Nach mir ist dann meine Zimmernachbarin an der Reihe und ich bin sichtlich verwirrt, dass bei ihr das Blut nicht aus den Armen abgenommen wird, sondern über ein System, das unter dem Schlüsselbein auf der rechten Seite liegt. Kurze Zeit später ist auch schon meine Mama bei mir. Sogar meine Schwester Franzi ist mitgekommen und das, obwohl sie in jedem Krankenhaus aus den Latschen kippt. Nachdem Mama mir dann erzählt, dass Franzi erst einmal ein eigenes Bett bekommen hat, da ihr Kreislauf mal wieder streikt, werde ich auch schon von einem Patiententransport abgeholt. Auch meine Mama fährt mit, um an meiner Seite zu sein. Der Transport bringt mich nun in die chirurgische Klinik, um mich dort darüber aufzuklären, was in der kommenden Zeit geschehen wird. Eine Biopsie soll durchgeführt werden. Dazu möchten mir die Ärzte an meinem Hals einen Lymphknoten entnehmen und anschließend untersuchen. Der Chirurg sagt mir, dass man dadurch herausfinden kann, ob ich an irgendeiner Krebsart erkrankt bin. In diesem Moment muss mein Blick wohl so ausgesehen haben, als wäre ich von einem Auto überfahren worden. Ich denke, ihr könnt verstehen, dass man als eigentlich gesunder Mensch niemals selber eine solch schlimme Krankheit, wie Krebs, vermuten würde. Mir schießen so viele Gedanken in den Kopf: Ich weiß nicht ob ich Krebs habe, aber was ist, wenn dies wirklich der Fall ist? Was ist mit meinem Abitur? Wie stehen meine Chancen? Wie geht es weiter? Werde ich sterben? Ich denke an das Mädchen auf meinem Zimmer, welches eine Glatze hat und sehr schwach aussieht. Werde ich genauso sein? Wird es mir genauso ergehen? In diesem Moment weiß ich nur, dass egal was kommt, meine Familie für mich da sein wird und ich die größte Unterstützung haben werde. Auch rückblickend kann ich dies bestätigen – die Familie ist das Wichtigste auf der Welt und der Rückhalt, den einem die Familie gibt, hilft unbeschreiblich viel! Zurück zum Gespräch: Zur Aufklärung gehört alles Mögliche, wie zum Beispiel die Aufklärung über Narkosearten, mögliche Komplikationen, Nebenwirkungen usw. Zunächst werde ich über die Biopsie aufgeklärt - an meiner linken Halsseite soll ein etwa sieben Zentimeter großer Schnitt gemacht werden, um einen Lymphknoten zu entnehmen. Vorher wird mit einem Ultraschall ein Lymphknoten ausgewählt und markiert. Dies soll alles in Lokalanästhesie geschehen - ich soll also wach sein, während Menschen direkt an meinem Hals „rumschnibbeln". Ich muss schlucken, denn ich wurde bis zu diesem Augenblick eigentlich noch nie operiert. Natürlich habe ich eine große Angst vor dieser Operation, doch noch viel mehr vor den Ergebnissen der Biopsie. Ich versuche immer noch meine Gedanken zu sortieren und mich davon zu überzeugen, dass dies bestimmt ein Routine-Eingriff ist. In diesem Augenblick erinnere ich mich auch an die vorherige Nacht, wo die Krankenschwester in der Notaufnahme zu mir sagte, dass ich mein Lächeln niemals verlieren darf, egal wie hart es wird. In dem Moment wusste ich gar nicht, was genau sie meint und dachte auch nicht weiter darüber nach. Doch im Nachhinein weiß ich nun, warum die Schwester dies zu mir sagte. Nach dem Gespräch mit den Chirurgen werde ich zusammen mit meiner Mama zu meiner Station zurückgebracht, wo auch meine Schwester schon auf uns wartet. Sie hat ein Gesellschaftsspiel aufgebaut, um mich abzulenken. Wir spielen eine Runde und ich kann für einen Augenblick meine Angst vergessen. Kurze Zeit später kommt ein sehr netter Anästhesist zu uns. Dieser klärt mich nun über meine Narkose auf. Auch er sagt, ich soll auf keinen Fall in Vollnarkose operiert werden, da man nicht sagen kann, inwiefern die Schwellungen meines Brustkorbes meine Atmung einschränken. Nach einigen Unterschriften willige ich also für meine Operation am nächsten Tag ein, bei der ich wach sein werde - um 15:00 Uhr soll es morgen, am 06.10.2016, losgehen. Meinen engsten Freundinnen und meinem Freund schreibe ich noch kurz, wie es weitergeht und äußere auch, dass es sein kann, dass ich an Krebs erkrankt bin. Alle sind natürlich sichtlich geschockt, aber sagen mir, dass ich so stark bin und dass ich diese Krankheit niemals habe. Abends fahren meine Mama und meine Schwester dann wieder nach Hause. Zum Abschied sagt mir Franzi noch, dass ich keine Angst haben soll und dass ich ein so starkes Mädchen bin. Auch meine Mama versucht mir Mut zuzusprechen und sagt mir, dass ich jederzeit anrufen kann und jetzt erstmal schlafen soll. Sie ist dann morgen so früh wie möglich wieder bei mir, um mich vor der Operation noch einmal zu drücken! Mein Papa und mein Bruder Mathis kommen ein paar Minuten später auch noch zu mir ins Krankenhaus. Die beiden haben mir aus meiner Heimat meinen Lieblingsdöner mitgebracht, den ich aber leider nicht wirklich runterbekomme. Nach kurzer Zeit schlafe ich ein und die beiden fahren wieder nach Hause. Die Nacht vergeht sehr langsam und ich habe sehr viel Probleme beim Schlafen, denn die große Angst vor morgen schleicht sich immer wieder in meine Gedanken. Fortsetzung folgt…
16 Kommentare
Lisa
9/5/2017 01:14:55 pm
Hallo Elisa,ich kenne dich zwar nicht aber ich sehe jeden Tag das du kämpfst. Und ich find es so klasse von dir dass du nicht aufgibst. Ich finde dich so klasse. Du bist echt ein starkes Mädchen und kannst alles so ohne Probleme Posten weder hier oder bei Instagram. Und das deine Familie und Yale zu dir halten ist echt wundervoll. Ich wünsche dir alles gute und eine Gute Besserung.
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88888888888
9/24/2017 10:52:28 am
O88
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Vanessa
9/5/2017 01:31:07 pm
Ich weiß genau wie du dich gefühlt hast. Grade in so jungen Jahren. Plötzlich mit so einem Problem erstmal "alleine". Ich kann mir deine Fortsetzung schon leider viel zu bildlich vorstellen, aber es ist so interessant deine Geschichte zu hören !
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Ich bewundere dich liebe Elisa. Ich selbst bin Krankenschwester und sehe viele schlimme und ungerechte Sachen. Gerade bei so jungen Menschen wie dir bricht es mir jedes Mal wieder das Herz. Du gehst so toll damit um ich folge dir schon länger und finde dich so toll du schaffst das ich drücke dir so sehr die Daumen. Du und deine Familie ihr seid so stark❤️❤️🍀
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Kimi
9/5/2017 07:29:58 pm
Liebe Elisa,
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Johanna
9/5/2017 08:42:25 pm
Hallo,ich habe dich erst gestern über Instagram entdeckt, und finde dich super schön und mega insprierent😍 ich kann mir wahrscheinlich nicht mal annähernd vorstellen was es bedeutet diese Krankheit zu haben, aber ich finde es toll wie du kämpfst und versuchst positiv zu bleiben! Ich freue mich mehr von deiner Geschichte lesen zu können😍💕
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Nadine
9/5/2017 08:51:42 pm
Liebe Elisa!
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madlen
9/5/2017 09:06:56 pm
Liebe Elisa du verdienst allen Respekt, ich kann es nicht in worten fassen wie sehr du mich inspirierst.
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Johanna B.
9/5/2017 10:20:51 pm
Hey!
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Linnèa
9/6/2017 11:01:09 am
Liebe Elisa ich habe dich gestern bei Instagram entdeckt und bin dan auf deinen Block gestoßen. Ich finde es super wie du kämpfst und bin gerührt von deiner Stärke. Bei meiner besten Freundin wurde Leukämie festgestellt und sie war auch so eine Kämpferin wie du. Leider hat das Schicksal es nicht gut mit ihr gemeint. Ich bewundere diese Menschen sehr die so stark bleiben. Mach weiter so
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Sandra (Sanni)
9/6/2017 11:14:28 pm
Hallo Elisa, ich folge Dir auf vielen Kanälen und finde es wirklich toll, dass Du hier nochmal alles verschriftlichst, damit kannst Du vielen Mitkämpfern helfen!!!
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Jessica
9/7/2017 03:37:32 am
Hallo Elisa,
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Mareike R.
9/7/2017 02:33:46 pm
Liebe Elisa🍀,
Antwort
Anja
9/9/2017 12:06:54 am
Hallo liebe Elisa,
Antwort
Verena
9/10/2017 04:44:03 pm
Hallo Elisa,
Antwort
Sandra
10/18/2017 11:08:49 pm
Hallo,
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EnjoyMit Liebe, teilweise auch Tränen & viel Mühe sind all meine Texte verfasst worden ! Archiv
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